Montag, 17. Oktober 2011

Wegbegleiter Hund


Der Mensch hat einen Fabel für etwas oder er hat es nicht.

Mein Fabel sind von Kindheit an die Hunde.

Die Geschichte der Hunde in meiner Kindheit und Jugend ist schnell erzählt.
Zunächst war da Yogi der Langhaardackel.
Ich war erst wenige Jahre den Windeln entwachsen, da stand für meine Mutter das nächste Problem ins Haus und das hieß eben Yogi.
Er war natürlich ein toller Hund und wir Kinder hatten unseren Spaß. Dieser wurde im familiären Miteinander aber deutlich getrübt, als Yogi einfach nicht damit aufhörte auf den Teppich zu pinkeln. 
 
Da er das auch gerne nach stundenlangen Spaziergängen machte, waren schließlich seine Tage gezählt und er wurde in die Nachbarschaft "entsorgt".

Dies war die kurze Geschichte von Yogi, der bei uns in Duisburg-Hamborn-Marxloh wohnte.

Nach dem Umzug an den Niederrhein in die Kleinstadt Wesel erfreute uns "Bandito" mit seinem recht rüpelhaften Wesen.

Seine Lebensfreude schützte ihn aber nicht davor, sich eines Tages - vermutlich ohne Absicht - vor ein Auto zu werfen, welches seinem kurzen Leben ein Ende bereitete und allgemeine Trauer in der Familie zur Folge hatte.

Eine lange Durststrecke war die Folge.

Aber jung wie mein Bruder und ich waren, quengelten wir immer wieder herum bis die Eltern sich schließlich breitschlagen ließen.

Ein großer Hund sollte es sein: --- nein, es wurde nicht mein insgeheimer Traumhund der Bernhardiner -

Mein Vater erinnerte sich seiner eigenen Vorliebe aus Jugendzeiten für den

                                                    Rottweiler.


Wir waren bei der Suche vernünftig und konnten im Nachbarort Bocholt einen Züchter ausmachen.

Nach wenigen Wochen konnten wir unseren Hund abholen.


Und es wurde:

"Anja in der Löverick" mit dem Rufnamen "Cora".





Cora wuchs heran, ich las Bücher über Bücher - nur nicht die für die Schule -  und gelangte dann zum Hundesport.

 
 Meine ersten Jahre verbrachte ich bei einem Hundesportverein auf der Büdericher Insel bei Wesel.







Es folgten immer wieder die damals üblichen Schutzhundprüfungen. 
Dabei gab es Erfolge:












Später verließ ich Wesel, studierte in Bad Münstereifel und wohnte dann in Köln.

Cora blieb während ihrer letzten Jahre bei meinen Eltern und gedieh dort auch prima.

Cora mit meinem verstorbenen Vater in den Weseler Rheinauen.





In Köln wuchs dann wieder mein Wunsch nach meinem Traumhund

Bernhardiner.


Es sollte noch Jahre dauern bis zur Verwirklichung dieses Traums.

Zunächst saß ich dem verwegenen Gedanken auf, einen solchen Hund in einem Appartement halten zu können.
Ich bewohnte ein solches direkt neben meiner Arbeitsstelle, dem örtlichen Amtsgericht.

Ich ging also in das nächste Tierheim und äusserte meinen Wunsch. Den nötigen Auslauf wollte ich dem Hund dann auch während der Mittagspause gewähren.
Man schaute mich im Tierheim zu Recht verständnislos an und meinte, dass diese Lösung wohl nicht so geeignet wäre für ein so großes Tier.

Das habe ich dann auch eingesehen und wir fanden eine gute Lösung darin, dass ich die angeblich bissigen Großhunde des Tierheims, insbesondere die Doggen und auch die Bernhardiner ausführen sollte.

So trottete ich von da an tagtäglich nach der Arbeit ins Tierheim und führte diese Hunde aus.
Gebissen hat mich nicht ein einziger, denn sie waren offensichtlich alle schlicht froh doch ein wenig vor die Türe zu kommen.

Jahre nach meiner Pensionierung zog ich ins Tierheim, dessen Leiter ich wurde und konnte endlich meinen Traum verwirklichen.

Mir schien diese Lösung ideal für den Umstand in einer Großstadt einen so großen Hund zu halten.
Allerdings bereitete schon die Suche nach einem geeigneten Hund einige Schwierigkeiten.

Ganz im Sinne des Tierschutzes sollte es ein Bernhardiner aus den umliegenden Tierheimen sein.
Parallel habe ich im Internet unter Bernhardiner in Not gesucht.

Im Umland konnte ich einen einzigen Bernhardiner finden.
Ein näheres Kennenlernen im Rahmen eines Spaziergangs war jedoch nicht möglich, da er mit zwei jungen Männern am Ende der Leine regelrecht laut bellend "angeflogen" kam.
Dieser Hund hatte seine Familie im Griff, diese hatte Angst vor ihm und kam einfach nicht weiter.
Nun sah ich mich auch nicht gerade dazu berufen, gleich als ersten Hund in Köln einen hochaggressiven Bernhardiner, für den es natürlich auch keinen Beißkorb gab, an mich zu nehmen und erst einmal zu domestizieren.

Die damals im Internet angebotenen Bernhardiner hatte auch allesamt ganz erhebliche Wesensmängel, sodaß ein solches Experiment mir schlicht zu heikel erschien.
Ganz entgegen meinen Erwartungen fand sich doch in Köln ein Züchter, von dem ich dann einen 14monatigen Rüden bekam, den ich

Balou

nannte. 

Balou war in einem Hinterhof aufgewachsen und hatte wohl keinerlei Kontakt zur normalen Natur, sodass er zunächst sogar mit einer Wiese nichts anfangen konnte und lieber auf dem Gehweg blieb.
Es war schon erschreckend, aber es klappte dann.


 
Hier sein erster 
Spaziergang:


Recht verdutzt schaut er auf das Stöckchen, das er auch nicht kannte..


Er gewöhnte sich jedoch schnell an den Alltag im Tierheim, wo er einen eigenen Zwinger mit Innen- und Außenbereich bekam, da es ihm in der Wohnung wohl zu warm war. Ich hätte es gerne anders gehabt, aber es ging so einfach nicht.

Wenn ich abends im Büro 
arbeitete, kam er desöfteren
von seinen Spaziergängen
im Tierheim
und schaute nach mir. 







Er war nun einer der ganz lieben Sorte, sodass ihm tagsüber die Schulklassen, die zur Besichtigung da waren, ihre Brote direkt ins Maul steckten.

Er war recht ängstlich und nässte schnell ein, wenn er Angst hatte oder wir auch nur zu Besuch bei Freunden war.

Ich denke, dass dies die Folgen seiner zuvor schlechten Haltung waren.


Es gab aber viele Stunden 
der Lebensfreude und er
konnte auf unserer Spielwiese
mit anderen Hunden herumtollen.







Und aus Balou wurde ein toller Hund, der mir viel Freunde machte.







So nach und nach stellte sich aber heraus, dass ich durch die Inanspruchnahme als Tierheimleiter und Tätigkeiten in der Geschäftsstelle des Vereins zeitlich derart beansprucht war, dass ich dem Hund nicht die für seinen Bewegungsbedürfnis nötige Umgebung und Zeit bieten konnte.

Schweren Herzens schaute ich mich nach einer anderen Unterbringungsmöglichkeit um und fand eine Familie mit einem Anwesen mitten in der Eifel. Es lag so einsam, dass ich heute den Weg dorthin nicht mehr finden würde.

Aber dort gab es ein 5000 qm großes Grundstück und zwei Rottweiler. Die Frau des Hauses war immer anwesend.

In den Wiesen und Wäldern der Eifel fand Balou ein schönes neues Zuhause, sodass sich sein schwieriges Leben doch noch zum Guten wendete.



Und ich habe konsequent im Sinne des Tierschutzes gehandelt und nicht an mich und an meinen Traum vom Bernhardiner gedacht.


So wollte ich doch über meine administrativen Aufgaben hinaus den Hunden ein klein wenig menschliche Nähe anbieten und holte in den Abendstunden immer wieder eine dieser geschundenen Kreaturen in meine Wohnung.


 
Dieser massige Mastino
fühlte sich besonders wohl,
schielte aber stets nach
meinem Abendbrot. 









Die Alltagsarbeit war nicht immer so besinnlich.
So kam z.B. dieser Hund mit der Feuerwehr zu uns. Er wog nur noch 19 kg und war so schwach, dass er beim Pinkeln auf der anderen Seite umfiel. Da es ihm so schlecht ging, bekam er von mir den Namen "Lazarus" in Anlehnung an den biblischen Lazarus.

Mit viel Geduld wurde er wieder hochgepäppelt, sodass er am Ende 43 kg wog.

Er war sehr problematisch bei den Spaziergängen und biß die Hundeausführer gerne.

Mir jedoch zeigte er seine gutmütige Seite.








Für diese Augenblicke meiner Arbeit war ich besonders dankbar.



Sie bleiben in Erinnerung und lassen so manche menschliche Konflikte nach und nach verblassen.


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